The effects of prioritizing lead or boulder climbing among intermediate climbers

Einführung

Es liegt auf der Hand, dass das Klettern von schwierigeren Routen mehr Kraft erfordert. Die Griffe sind in der Regel kleiner, die Züge können weiter sein und die Routen oftmals steiler.

Leistungsstärkere Kletterer haben daher tendenziell stärkere Finger, eine bessere Ausdauer, mehr Schulter- und Oberkörperkraft und eine höhere anaerobe Fitness (für Übersichtenarbeiten siehe Langer et al., 2023a; Saul et al., 2019; Stien et al., 2022).

Die Kletterleistung hängt jedoch nicht nur von körperlichen Merkmalen ab, sondern auch von sportartspezifischen koordinativ-technischen Fähigkeiten, taktisch-kognitiven, psychischen und sozialen Fähigkeiten sowie konstitutionellen Faktoren. In der multivariaten Studie von Magiera et al. (2013) zum Beispiel erklärten psychische Merkmale etwa 41%, technische 53% und physische 62% der Kletterleistung.

Während das Training für das Klettern entweder aus Klettern/Bouldern oder der Durchführung semispezifischer Übungen mit kletterähnlichen Bewegungsmustern bestehen sollte (Langer et al., 2023b), bleibt unklar, ob die Wahl zwischen Bouldern oder Klettern während des Trainings eine größere Auswirkung auf die Kletterleistung sowie auf Kraft- und Ausdauerfähigkeiten hat. Daher sollte in dieser Studie untersucht werden, ob die Bevorzugung einer Disziplin gegenüber der anderen zu spezifischen Verbesserungen führen kann, ohne die allgemeinen Kletterfähigkeiten zu beeinträchtigen.

Details zur Studie

Wer hat an der Studie teilgenommen?

  • 14 aktive Kletterer nahmen teil, 7 in jeder Gruppe.
  • Es waren beide Geschlechter vertreten: 6 Männer und 1 Frau in der Leadklettegruppe und 5 Männer und 2 Frauen in der Bouldergruppe
  • Die Kletterer wurden auf Basis ihres Kletterniveaus als mittelmäßig bis fortgeschritten klassifiziert und kletterten nach eigenen Angaben einen Rotpunkt-Grad von mindestens 6b+ bei Frauen und 6c bei Männern.
  • Die Teilnehmer hatten eine beträchtliche Klettererfahrung, im Durchschnitt 5 bis 8 Jahre, und waren in keiner der beiden Disziplinen spezialisiert.

Wie wurde diese Studie durchgeführt?

  • Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip einer Leadklettertrainingsgruppe (LCT) oder Bouldertrainingsgruppe (BCT) Gruppe zugeteilt.
  • Die Studie umfasste folgende Tests vor und nach der Trainingsintervention:
    • Isometrischer Klimmzug
      • Gemessen unter zwei Bedingungen: an einer 23-mm-Leiste mit einer halb-aufgestellten Fingerstellung und an einem Henkel. Die Teilnehmer wurden mit einem Ellbogenwinkel von 90 Grad am Boden fixiert, bevor sie für etwa 3 Sekunden so stark wie möglich zogen. Der Kraftanstieg wurde mit einer Kraftmesszelle gemessen.
    • Fingerkraft
      • Gemessen mit einem speziell angefertigten Gerät, um die Einbeziehung großer Rückenmuskeln zu vermeiden, an einer 23-mm-Leiste die mit halb aufgestellten Fingern gegriffen wurde.
    • Fingerkraftausdauer
      • Mit dem gleichen Aufbau wie beim Fingerkrafttest führten die Teilnehmer intermittierende Kontraktionen bei 60% ihrer maximalen Fingerkraft durch. Jede Kontraktion dauerte 7 Sekunden, gefolgt von einer Pause von 3 Sekunden.
    • Boulderleistung
      • Die Boulderleistung der Teilnehmer wurde an drei Boulderproblemen der Schwierigkeitsgrade 6B+ bis 6C+ gemessen. Für jeden Boulder hatten sie 4 Minuten Zeit, gefolgt von einer 3-minütigen Pause. Die Anzahl der Züge an jedem Boulder wurde addiert, um eine Gesamtscore für die Boulderleistung zu erhalten.
    • Leadkletterleistung
      • Bewertet auf einer 6c+-Route an einer 18 m hohen Wand mit zunehmend steilerer Wandneigung. Die Teilnehmer durften einen Versuch machen und der höchste erreichte Griff wurde gemessen.

Wie sah das Trainingsprogramm aus?

  • 5-wöchiger Interventionszeitraum mit 3 Trainingseinheiten pro Woche: 2 Trainingseinheiten für die Hauptdisziplin und 1 Trainingseinheit zur Aufrechterhaltung derLeistung der anderen Disziplin.
  • Bouldertrainingsgruppe (BCT)
    • Eine qualitativ hochwertige Trainingseinheit im Bouldern, in der harte Boulder mit Pausenzeiten von 3-5 Minuten zwischen den Versuchen probiert wurden. Das Maß des subjektiven Anstrengungsempfindens (Rate of Perceived Exertion, RPE) lag bei ≥ 7).
    • Eine Volumeneinheit, bei der die Teilnehmer 5 Sätze von 4 aufeinanderfolgenden Bouldern bei geringerer Intensität (RPE ≤ 6) probierten und sich zwischen den Sätzen 5 Minuten lang ausruhen.
    • Die Klettereinheit zur Erhaltung der Leadkletterleistung war von geringer Intensität, mit einem RPE ≤ 3.
  • Leadklettertrainingsgruppe (LCT)
    • Eine hochwertige Trainingseinheit mit einer gefühlten Anstrengungsrate (RPE) ≥ 7, bei der sie 3 Sätze mit 2 Dopplern (2 Routen hintereinander), gefolgt von 10 Minuten Pause zwischen den Sätzen durchführten
    • Eine Volumeneinheit, bei der die Teilnehmer innerhalb einer Stunde so viele Kletterrouten wie möglich kletterten, bei einer Intensität von 3 ≤ RPE ≤ 6, mit kurzen dazwischenliegenden Pausen von mindestens 3 Minuten.
    • Die Erhaltungsbouldereinheit war von geringer Intensität, mit einem RPE ≤ 3.

Schlussfolgerung und praktische Anwendung

Zentrale Schlussfolgerung

  • Beide Trainingsgruppen verbesserten die kletterspezifische Kraft, aber nicht die Kletterleistung.
  • Die Leadklettertrainingsgruppe verbesserte die intermittierende Fingerkraftausdauer.
  • Die Bouldertrainingsgruppe verbesserte die Fingerkraft.
  • Trainingsplanung
    • Abwechselnd auf das Vorstiegsklettern und das Bouldern fokussierte Trainingsphasen können je nach Trainingsmodalität eine ausgewogene Verbesserung von Kraft und Ausdauer bewirken.
  • Erhaltungseinheit
    • Das Absolvieren von Trainingseinheiten mit geringer Intensität in der nicht priorisierten Disziplin erhält die allgemeine Kletterfähigkeit.
    • Dieses Periodisierungsmodell, das einen häufigen Wechsel zwischen verschiedenen Trainingsmethoden vorsieht, wird als ‚wellenförmige Periodisierung‘ bezeichnet (Api & Arruda, 2022).
    • Die Anwendung dieses Periodisierungsmodells ist besonders relevant, wenn man innerhalb einer begrenzten Zeitspanne verschiedene Erscheiningsformen der Kraft trainieren möchten. Das ist iinsbesonder dann der Fall, wenn man sowohl Boulderer als auch Lead-Kletterer ist.

Daraus folgende oder sekundäre Schlussfolgerungen

  • Krafttraining
    • Die Einbeziehung von Krafttraining in das Klettertraining verbessert nachweislich die Kletterleistung und kletterspezifische Kraftfähigkeiten (für Übersichtsarbeiten siehe Langer et al., 2023b; Stien et al., 2023). Auch wenn nicht alle Effektgrößen/Interaktionseffekte signifikant waren, verbesserten die Trainingsgruppen in allen Studien ihre Kletterleistung und die Ergebnisse der Krafttests, während dies bei den Kontrollgruppen bzw. den Gruppen, die nur kletterten, meist nicht der Fall war.
  • Trainingssteuerung
    • Die Durchführung kletterspezifischer Kraft- und Ausdauertests hilft, Trainingsfortschritte zu evaluieren und Trainingsprogramme anzupassen.
    • In den Übersichtsarbeiten von Langer et al. (2023a) und Stien et al. (2023) wurden evidenzbasierte Tests zur Leistungsverfolgung identifiziert.

Welche Fragen bleiben zu dem in der Studie behandelten Thema offen?

  • Die kurze Interventionsdauer und die niedrige Trainingsintensität reichten möglicherweise nicht aus, um Unterschiede zwischen den beiden Trainingsmethoden sichtbar zu machen. Daher sind weitere Forschungen erforderlich, um die langfristigen Auswirkungen eines Trainings mit höherer Intensität auf die Kletterleistung zu untersuchen.
  • Es bleibt unklar, ob die Ergebnisse aufgrund des lediglich mittleren bis fortgeschrittenen Niveaus der Teilnehmer auf Spitzenkletterer übertragbar sind.
  • Die geringe Stichprobengröße und die mögliche Heterogenität der Ausgangssituation stellen eine Herausforderung für die statistische Aussagekraft und die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse dar.

Originale Studie

Stien, N., Frøysaker, T. F., Hermans, E., Vereide, V. A., Andersen, V., & Saeterbakken, A. H. (2021). The effects of prioritizing lead or boulder climbing among intermediate climbers. Frontiers in sports and active living, 3, 661167.

Quellenangaben

Api, G., & Arruda, D. (2022). Comparison of periodization models: a critical review with practical applications. Journal of Applied Sports Sciences, 2, 77-105.

Langer, K., Simon, C., & Wiemeyer, J. (2023a). Physical performance testing in climbing—A systematic review. Frontiers in sports and active living, 5, 1130812.

Langer, K., Simon, C., & Wiemeyer, J. (2023b). Strength training in climbing: a systematic review. Journal of Strength and Conditioning Research, 37(3), 751-767.

Magiera, A., Roczniok, R., Maszczyk, A., Czuba, M., Kantyka, J., & Kurek, P. (2013). The Structure of Performance of a Sport Rock Climber. Journal of Human Kinetics, 36(1). https://doi.org/10.2478/hukin-2013-0011

Saul, D., Steinmetz, G., Lehmann, W., & Schilling, A. F. (2019). Determinants for Success in Climbing: A Systematic Review. Journal of exercise science and fitness, 17(3), 91–100. https://doi.org/10.1016/j.jesf.2019.04.002

Stien, N., Frøysaker, T. F., Hermans, E., Vereide, V. A., Andersen, V., & Saeterbakken, A. H. (2021). The effects of prioritizing lead or boulder climbing among intermediate climbers. Frontiers in sports and active living, 3, 661167.

Stien, N., Riiser, A., Shaw, M. P., Saeterbakken, A. H., & Andersen, V. (2023). Effects of climbing-and resistance-training on climbing-specific performance: a systematic review and meta-analysis. Biology of Sport, 40(1), 179-191

Stien, N., Saeterbakken, A. H., & Andersen, V. (2022). Tests and Procedures for Measuring Endurance, Strength, and Power in Climbing-A Mini-Review. Frontiers in sports and active living, 4, 847447. https://doi.org/10.3389/fspor.2022.847447

Social share
Nach oben scrollen

Gefällt Ihnen unser Inhalt?

Da wir uns verpflichtet haben, unsere Ressourcen kostenlos zur Verfügung zu stellen, hilft jeder Beitrag, den Sie leisten, uns dabei, weiterhin qualitativ hochwertige Inhalte, Forschungsergebnisse und Schulungsmaterialien bereitzustellen. Würden Sie uns eine kleine Spende zukommen lassen?